Das Schuljahr hat begonnen – so wie zu Beginn der Sommerferien angekündigt, ganz regulär und irgendwie normal. Aber ist wirklich alles normal? Alle sind wieder da. Die Abstandsregel ist aufgehoben. Und trotzdem ist Corona jeden Tag Thema, unter den Kindern und unter Kolleginnen und Kollegen. Wie nun mit dem Mundschutz umgehen? Was ist mit Externen? Und keine Tür- und Angelgespräche mit den Eltern. Das ist zu Beginn des Schuljahres für mich schwierig, vor allem mit den Eltern der Kinder, die neu in meiner Lerngruppe sind. Da müssen wir wohl auf das Telefon zurückgreifen. Ob die Spontaneität auch so möglich ist? Ich werde es ausprobieren…
Die erste Woche haben wir zum Ankommen genutzt. Seit einem halben Jahr waren wir das erste Mal alle wieder zusammen! Also standen ein Ausflug und viele Gemeinschaftsspiele auf dem Programm und ein Projekttag. Zusammenfinden und auch die Gruppe neu sortieren. Da verschwand Corona oft unter viel Ausgelassenheit und Freude am Beisammensein. Das war wohltuend!
In Besprechungen im Kollegium ist Corona allerdings jedes Mal auf der Agenda. Alle Reglungen werden auf ihre Möglichkeit der Umsetzung geprüft, alle Meinungen gehört, auf unterschiedliche Bedürfnisse wollen wir eingehen, wohlwollend und am besten auch alles berücksichtigen- und natürlich ist das gar nicht möglich: Die einen wünschen sich mehr Schutz, die anderen wollen Freiheit. Wenn es nicht möglich ist, alle Bedürfnisse zu erfüllen, sollten wir im ersten Schritt die Bedürfnisse erst einmal anerkennen und einander zuhören. Damit ist das Wichtigste getan. Im nächsten Schritt können wir gemeinsam schauen, was wir dann doch umsetzen können.
Doch es geht nicht nur um die Corona-Regelungen: Außerdem steht auf der Agenda, wie wir uns auf die Krankheitszeit vorbereiten können? Wie die Arbeit von Kollegen ausgleichen, die aufgrund eines Risikos nicht arbeiten können? Mitunter kann ich es nicht mehr hören, wünsche ich mir einfach wieder Normalität! Und habe keine Lust mehr, mich mit all dem auseinander zu setzen. Doch dann fallen mir die Worte eines Supervisors ein, mit dem wir regelmäßig arbeiten: „70% sind das Paradies!“
Ich will das machen, was ich schaffen kann, das, was zurzeit mit den Auflagen und Bestimmungen möglich ist. Ich schraube meinen Anspruch runter… Auf in ein neues Schulhjahr!
Johanna Etzold
Lernbegleiterin, Psychologin und Mutter von drei Kindern
Vermittlungsteam von Empathie macht Schule
Titelphoto »Bunte Stühle im Klassenzimmer« von Thelmadatter/Lizenz: CC-BY-SA 3.0.