21. September 2020 | empathie macht schule

Mette Miriam Böll wird im wissenschaftlichen Beirat das System in den Blick nehmen

Mette Miriam Böll, promovierte Biologin, Mitgründerin und Geschäftsführerin des Centers for Systems Awareness und Gastforscherin am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT), bringt die Systemperspektive in den wissenschaftlichen Beirat von „Empathie macht Schule“ ein: „Meine Mission ist es, zu einer tiefgreifenden Veränderung des Systems beizutragen, weil wir auf eine Welt voller sozialer und ökologischer Herausforderungen reagieren müssen.“ Dazu ist es notwendig, neben der Grundlegung durch sozial-emotionale Kompetenzvermittlung auch dieses größere Ganze des Systems wahrzunehmen.

Bölls wissenschaftliche Forschung zielt ebenso wie die Ausbildungsprogrammen des von ihr geleiteten Zentrums darauf, dafür zu sensibilisieren, wie unser Selbst, die Anderen, die Gesellschaft und das größere Ganze der uns umgebenden Welt miteinander vernetzt und verbunden sind. Sie will vor allem Kinder und Jugendliche lehren, diese Vernetzungen und Verbindungen zu verstehen, sie in ihrem Handeln mitzuberücksichtigen und mit Mitgefühl auf sie zu reagieren; denn Kindern und Jugendlichen fällt es leichter, Neues zu lernen – und Programme, die sich an Kinder und Jugendliche wenden, gewinnen dadurch zugleich einen größeren Zeithorizont, um Veränderungsprozesse anzustoßen. Dass Böll selbst zwar schon immer eine passionierte Lernerin, aber nicht unbedingt eine einfache Schülerin war, hilft ihr vermutlich, Schule neu zu denken.

Das Besondere an dem Modellprojekt Empathie macht Schule ist, so Böll, die Erfahrung von Helle Jensen: „Die meisten Studien, die den Einfluss von Programmen zum sozial-emotionalen Lernen erforschen, haben keine Helle Jensen.“ Böll kennt und schätzt Helle Jensen seit vielen Jahren, sie haben sich im Rahmen ihrer kontemplativen Praxis und Ausbildung kennengelernt. Böll betont, dass sie deshalb vermultich voreingenommen sei. Doch auch wenn sie Helle mit Anderen erlebe, werde schnell deutlich, dass Schulleitungen ebenso wie Lehrerinnen und Lehrer ähnlich begeistert reagieren: „Sie spüren, dass Helles Worte auf tiefer Einsicht und Erfahrung beruhen“.

Wenn Böll Helle Jensen fragt: „Was ist mit dem größeren Ganzen, dem System?“, antwortet Jensen, dass das auch wichtig sei, dass ihre Kompetenzen aber in der Vermittlung jener sozial-emotionalen Grundlagen lägen. Böll hingegen betont, dass es darüber hinaus die Systemperspektive braucht. So ähnlich wie Achtsamkeit und Mitgefühl letztlich auf der Fähigkeit beruhen, Paradoxa auszuhalten – also zum Beispiel jemandem Gutes zu wünschen, den ich nicht mag – ist es auch mit der Fähigkeit, das System mitzubedenken: Auch hier geht es darum, gleichzeitig Verschiedenes sehen zu können, darunter auch das, was wir eigentlich nicht wahrhaben wollen. Für Böll ist dieses Wahrnehmen der Totalität, des größeren Ganzen („system awareness“) übrigens keine bloß intellektuelle Fähigkeit, sondern umfasst auch eine intuitive Komponente („sensing systems“). So ähnlich wie wir alle eine Vorstellung des Familiensystems haben, in dem wir leben oder als Kinder einmal gelebt haben, können wir Systeme intuitiv wahrnehmen, und sie, wenn wir uns dieser Systemwahrnehmungen bewusst werden, verändern.

Wir freuen uns, dass Böll diesen dreifachen Fokus – neben dem Fokus auf das Innere und das Gegenüber auch jenen auf das System – in den wissenschaftlichen Beirat unseres Modellprojekts einbringen und dem Team durch ihre jahrelange Forschungserfahrung unter anderem am MIT wie auch mit ihrer Erfahrung als Geschäftsführerin des Centers for Systems Awareness beratend zur Seite stehen wird.