31. März 2020 | klemens roethig

Tu, was Du kannst (und lass den Rest ruhen)

Eine Schülerin sagte neulich auf die Frage, wie das Lernen zu Hause denn so geht: „Gut! Endlich kann ich mir die Zeit selbst einteilen und bestimmen, welche Aufgaben ich wie erledige.“ Bestimmt sehen nicht alle Kinder diesen Vorteil in der gegenwärtigen Situation, sondern kämpfen mit Unlust oder Abgabedruck. Und oft wird es gerade dann auch für uns als Eltern schwierig: Wie können wir unsere Kinder bei den Aufgaben so unterstützen, dass sie es als Hilfe erleben?

1. „Feel your own pulse“. Richte deine Aufmerksamkeit einen Moment nach innen und schau, wie es dir selbst im Moment geht. Kannst du deine Füße, Hände, dein Gesicht spüren? Ist dein Atem ruhig und gleichmäßig oder stockt er und geht schnell? Gibt es etwas, was du selbst brauchst, bevor du dich um andere kümmerst?

2. „Check in“. Sag deinen Kindern, dass du ihnen helfen willst und wann du dafür Zeit hast. Frag sie, welche Unterstützung sie wollen, und was sie nicht gebrauchen können. Triff eine Verabredung.

3. „Work in progress“. Denke daran, dass es beim Lernen um viel mehr geht als darum, eine Aufgabe zu erledigen. Viele der Kompetenzen, die wir als Erwachsene beherrschen, üben Kinder noch – z.B. die Neugier für ein Thema zu behalten oder die Behaarlichkeit, an einer ungeliebte Aufgabe dran zu bleiben. Achte deshalb nicht nur auf das Ergebnis sondern auch auf die Atmosphäre, denn entspannt und wach lernt man am besten.

4. „Do what you can“. Ist es okay für dich, etwas aus der Grundschule nicht erklären zu können? Oder ist es dir peinlich und du wirst angespannt? Damit wir durch ungewollten Druck nicht selbst zu „Schülern“ oder „Lehrern“ werden, erinnere dich daran, dass du Mutter oder Vater bist. Benutze, was du hast und tu was du kannst. Das ist genug.

5. „Take a break“. Wenn die Konzentration nachlässt, ermutige zu einer Pause. Vielleicht willst du auch eine machen? Ihr könntet euch eine kleine Nackenmassage geben oder kurz bewegen. Wenn du deinen Kindern erlaubst, kurz innezuhalten und rauszukriegen, wie sich das, was sie tun, grade anfühlt, hilfst du ihnen mehr, wieder zu Ruhe und Aufmerksamkeit zu kommen als durch Ermahnen.

6. „Leave the rest“. Könnt ihr am Ende sehen, was ihr geschafft habt und damit zufrieden sein? Wenn die vereinbarte Zeit vorüber ist, setzt euch nicht unter Druck, wenn nicht alles geschafft ist. Lasst die restlichen Aufgaben bis morgen ruhen.

portrait Klemens Röthig

Klemens Röthig
Familienberater und Pädagoge
Vermittlungsteam von Empathie macht Schule

Foto „Mauer” von Klemes Röthig