22. Juni 2021 | empathie macht schule

„Endlich Urlaub, es wird schön sein…“ – oder etwa nicht?

Alina Niezgoda ist Familientherapeutin in Ausbildung und koordiniert die kostenfreie ddif-Hotline „Reden hilft“. Für Empathie macht Schule berichtet sie von ihren letzten Tagen vor dem Urlaub.

Ich sitze im Büro vor den Dienstplänen der ddif-Hotline der nächsten Wochen – Urlaubszeit. Auch ich will freinehmen, meine Eintragung soll deshalb sorgfältig durchdacht sein. Ich spüre, wie in mir eine große Freude aufsteigt – ich fahre weg, mit meinen Kindern, mit meiner Familie. Ich werde mich endlich entspannen können. Keine Arbeit, keine Pflichten, kein aufreibender Alltag. Es wird so schön sein! 
… Aber wird es das wirklich? 

Ich erinnere mich, wie mühsam manch lang ersehnte Urlaubsreisen waren. Schlechte Stimmung, Enttäuschung über die Streitigkeiten, und sie schienen um so größer, da es doch so schön sein sollte. Hier finde ich den Punkt. Die Vorfreude, die mich die letzten Wochen vor der Pause trägt, hat auch eine unbewußte und unausgesprochene Erwartung, Es soll schön sein, ja, aber… was bedeutet eigentlich „schön“ für mich, konkret?

Wie kann ich am besten Urlaub machen? Sollen es Berge oder Meer sein? Was mag ich eigentlich – aktiv auf der Heide Blaubeeren pflücken oder am Strand im Meer versinken? Oder lieber doch das Meer sportlich herausfordern? Oder gemütlich „gesesselt“ stundenlang in das Grün der Berge schauen?

Was mag ich eigentlich? Wissen es meine Familienmitglieder? Weiß ich, was jeder einzelne von unserem gemeinsamen Urlaub will? Ich merke, wie der verträumt ideale Urlaub reale Züge annimmt. Ich spüre, wie entspannend sich ein offenes Gespräch anfühlen könnte: „Ich will das, was willst du?“, und da ist es schon – das schöne Urlaubsgefühl… 

Titelphoto: privat.

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