Ich habe das erste Modul im September absolviert. Ich habe in meiner Gruppe eine Situation mit einem Jungen geschildert, die schwierig für mich war: Der Junge hat sich allem widersetzt, war laut! Und er war für mich vor allem deshalb eine Herausforderung, weil ich mit Reden gar nicht an ihn herankam. Er hat mich einfach abblitzen lassen!
Mir hat geholfen, den Fokus dann auf mich zu richten: Statt ihm zu sagen, was er jetzt tun muss, auch auf mich zu achten, darauf, wie es mir geht – und erst einmal zuzulassen, dass mich seine Reaktion verletzt. Ich habe mitgenommen, dass ich ihm diese Reaktion auf sei Verhalten – ohne Vorwürfe – spiegeln kann.
Es gab dann nicht die eine Situation, in der sich alles verändert hat. Es ist eher eine veränderte Haltung, die jetzt dazu geführt hat, dass es viel besser klappt: Ich habe mit meinen Kolleginnen über den Jungen gesprochen und gemerkt, dass es ihnen ganz ähnlich geht. Bei einer Kollegin hat er immer gleich abgewunken, sobald er sie gesehen hat. Außerdem wissen wir einiges über die Vergangenheit des Jungen und seine Situation zuhause – und wir wissen, dass er sich natürlich nicht hauptsächlich deshalb so verhält, um uns zu ärgern. Also haben wir noch einmal neu versucht, in Beziehungsarbeit zu gehen.
Der Junge hat dann gemerkt, dass von uns nicht nur „du musst“ und „du sollst“ kommt. Und mich hat es entspannt, nicht nur auf ihn, sondern auch auf mich zu achten. Wir haben herausgefunden, dass er gerne Basketball und Karten spielt – und manchmal fragt er uns jetzt sogar, ob wir mit ihm spielen.
Und ich wünsche mir, dass wir diesen Fokus auf uns selbst, dieses Auf-sich-aufpassen, was uns ErzieherInnen jetzt so geholfen hat, auch ganz direkt mit den Kindern üben, vielleicht in einer eigenen Unterrichtsstunde, vielleicht auch einfach mit kleinen Übungen; denn das will ich gerne direkt weitergeben.
Dieser Erfahrungsbericht beruht auf einem Telefoninterview, aufgezeichnet und redigiert von Hella Dietz. Titelfoto von privat.