Während ich das hier schreibe, erinnere ich mich, dass ich mich einmal müde für einen am Samstag Vormittag angesetzten Termin aus dem Bett schubsen musste.
So, wie es morgen auch wieder sein wird, wenn die Schule nach einer sehr kurzen Ferienzeit um 7.35 für meine Tochter wieder beginnt.
Eigentlich hätte ich an diesem Samstag viel lieber meinen freien Tag genossen. Im Bett einen Kaffee trinken und ein gutes Buch lesen. So sehr ich meine Arbeit auch liebe, diese Lust auf ein gutes Buch, mit dem ich an meinen freien Tagen gern in den Tag starte, ist nicht nur manchmal mindestens genauso groß.
Nicht, dass ich morgen einen freien Tag hätte, klar, ich arbeite, wie alle anderen auch. Aber 7.35 ist für mich eine Herausforderung. Und das, schon immer. Nicht nur während meiner eigenen Schulzeit. Da ist noch nicht mal Zeit für den Kaffee im Bett.
Doch dann ist mir etwas eingefallen, was eine meiner Lehrerinnen mal gesagt hat: „Es gibt nicht nur Dinge, die man macht, auf die man Lust hat. Aber wir haben stets die Wahl, die Dinge, die wir tun müssen, lustvoll zu gestalten.“ Das war damals so eindrücklich, dass ich mir auf einem Blatt Papier mit Wachsmalkreide ein dickes, rotes „Lust“ gemalt habe und mir sichtbar an einer Stelle in meinem Büro in einen Rahmen aufgestellt habe. Denn bei den vielen Impulsen, die täglich auf mich einwirken, vergesse ich diesen guten Hinweis oft genug. Manchmal ist das nur eine Dusche, die mir den Weg zur Arbeit lustvoller macht oder ein Strauß Blumen, den ich mir dann besorge, oder ich lege eine schöne Musik auf.
Wenn ich das dann mache, ist mit dem Rausgehen aus der Eingangstür jeder Widerstand wie weg geblasen. Auch weil ich die Freude in den Augen meiner Tochter sehe. Denn der Bus braucht für den Weg zur Schule dreimal solange und alle husten in dieser Jahreszeit. Ich sehe sie schon vor mir, wie sie voller Lust die Musik laut aufdreht und dann an der Schule angekommen beide unserer Wege in den weiteren Tag gehen.
In diesem Sinn: Happy New Year, dem gesamten Schulpersonal, Schüler*innen und Eltern.
Mit vielen schönen und lustvollen Erlebnissen.
Mona Kino
Drehbuchautorin, Familientherapeutin und Supervisorin
Vermittlungs- und Presseteam bei Empathie macht Schule
Titelphoto:privat