Wenn sich meine Kinder anschreien, dann fliegen Schimpfwörter durch die Gegend, dann knallen die Türen. Und wenn sich die beiden Jungs mal nicht streiten, dann streitet sich meine Tochter mit einem von beiden. Manchmal habe ich das Gefühl das geht pausenlos so: tagein – tagaus.
Eigentlich weiß ich, dass das nicht stimmt. Sie spielen auch zusammen, haben sich beispielsweise eine wunderbare Lego-Welt gebaut. Aber manchmal fällt es mir schwer, diese positiven Dinge zu sehen, dann ist mein Glas halbleer und ich halte die Situation zuhause kaum aus! Dann fange ich selber an zu schreien: „Hört auf euch anzubrüllen!“ oder „Schluss mit diesen Scheiß-Schimpfwörtern!“ Und das hilft natürlich nicht weiter.
Heute war ich so aufgelöst, dass ich angefangen habe zu weinen, als ich ins Zimmer ging, um das Türenknallen zu unterbinden. Das hat mir gut getan und den Druck aus der Situation rausgenommen. An diesem Tag haben wir darüber geredet wie es uns allen mit den Streierein geht. Ich habe von mir erzählt, wie schwer es mir fällt, Schimpfwörter auszuhalten, dass mir alles zu viel ist und dass ich wünschte, ich könnte zwei Tage ganz allein sein. Und meine Tochter meinte: „Ich würde auch gern wegfahren, Mama! Mir ist das auch zu viel!“
Und wie weiter? Zunächst einmal: Streit ist gerade jetzt für Kinder gut und wichtig – und für uns Erwachsene oft anstrengend, gerade jetzt. Wie kann ich unsere Tage organisieren, um mit Streitigkeiten besser umzugehen?
1. Getrennte Unternehmungen!
Ich war zum Beispiel heute mit meiner Tochter allein unterwegs, das hat uns beiden gut getan.
2. Wer streitet sich hier eigentlich?
Manchmal ist der Streit unserer Kinder wie ein Spiegel dafür, wie es bei uns aussieht. Sprechen wir nicht aus, womit wir unzufrieden sind? Vermeide ich vielleicht ein Streitgespräch mit meinem Mann, weil ich viel zu erschöpft bin, um konstruktiv zu streiten? Ärger, den wir nicht aussprechen, sucht sich seinen Weg über unsere Kinder. Auch deshalb ist es wichtig, dass wir für unsere Gefühle und Bedürfnisse Verantwortung übernehmen.
3. Mit Freunden austauschen! Anderen von meinen Sorgen und meinem Kummer erzählen. Manchmal berichten sie Ähnliches, das tut mir gut zu hören. Und mir geht es besser, wenn ich über meine Anstrengung und Überforderung gesprochen habe.
4. Einfach mal die Tür zumachen!
„Mama, du kannst das ignorieren, das ist ja nicht ernst, was wir machen!“, sagt mein Sohn. Ok, durchatmen, Kinderzimmertür zu- und Musik anmachen.
Johanna Etzold
Lernbegleiterin, Psychologin und Mutter von drei Kindern
Vermittlungsteam von Empathie macht Schule
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