23. September 2021 | ina rohde

Verbundenheit mit der Natur als Kraftquelle nutzen

Vor den Sommerferien hatte sich Entspannung angebahnt: Wir konnten die Kinder wieder in der Schule empfangen. In den Ferien war das Reisen wieder möglich und für kurze Zeit war Schule, Corona, Tests und die Frage, wie es weitergeht, (fast) vergessen. Nun sind die Ferien vorüber und die vierte Welle ist da. Für die Schule bedeutet es, dort weiterzumachen, wo wir aufgehört haben: Mundschutz tragen, Abstand halten, Tests und mit der Sorge umzugehen, ob es Quarantäne oder gar noch einmal Distanzlernen und Wechselunterricht geben wird.

Ich konnte im Sommer in der Natur Norwegens Kraft, Energie und ganz viel Ruhe tanken. Dies nehme ich in die Schule mit, und auch ich werde dort weitermachen, wo ich aufgehört habe: Ich werde den Kindern und Kolleg*innen wieder regelmäßig Übungen anbieten, die sie in Kontakt mit sich selbst bringen. Besonders kraftvoll habe ich in meinem Urlaub die Natur empfunden und eine innere Ruhe und Verbundenheit erleben können. Wenn es auf dem Schulhof auch keinen beeindruckenden Fjord gibt, so werde ich gezielt mit den Schülern auf dem Schulhof einen Weg finden, durch und in der Natur Kontakt mit dem eigenen Körper aufzunehmen.

Vielleicht ziehst du auch einmal Schuhe und Strümpfe aus und gehst mit deiner Klasse nach draußen und nimmst die Natur mit allen Sinnen wahr. Dazu kannst du die Kinder einladen schweigend hinter dir herzugehen und mit den Füßen den (möglichst unterschiedlichen) Untergrund zu spüren. Bleibt zwischendurch stehen und konzentriert euch auf euren Atem, den Herzschlag und die Gefühle, die da sind.. (diese Übung ist aus dem Buch „Hellwach und ganz bei sich“, Übung 63). Oder ihr sucht etwas Ruhe unter einem Baum und lauscht dem Geräusch des Windes, dem Zwitschern der Vögel oder was sonst zu hören ist („Hellwach und ganz bei sich“, Übung 43).

Ich werde der vielleicht wieder aufflackernden Sorge vor dem, was kommt oder kommen könnte, die Stirn bieten. Ich werde mir die Zeit nehmen und den Tag mit einem kleinen „Wetterbericht“ beginnen, in dem jede/r die/der möchte, kurz sagen kann, wie es ihr/ihm geht. Diese Frage haben die Schüler*innen vor den Ferien nicht mehr nur mit „Mir geht es gut“ oder „Mir geht es nicht gut“ beantwortet, sondern sie waren geübt darin, auch zu sagen, woran sie dies merken. Wo ist dieses „Gut“ oder auch „Nicht gut“ im Körper zu spüren? Ganz wichtig ist mir dabei, die Antworten nicht zu bewerten, sondern allem zu erlauben, gleichermaßen da zu sein. Sorgen und Ängste dürfen ausgesprochen werden und auch die „Erleichterung“ danach, diese Last nicht mehr nur im Kopf mit sich herumzutragen. Es tut den Kindern gut, die anderen zu hören und zu wissen, dass sie nicht alleine sind.

Ich will und werde mich nicht unterkriegen lassen und werde versuchen immer wieder aufs Neue, alle Schüler*innen mitzunehmen, damit es uns gelingt, gemeinsam zu lernen und zu lachen – und auch an Anderes zu denken.

portrait Ina Rohde

Ina Rohde
Kinderkrankenschwester, Grundschullehrerin und Sonderpädagogin
Vermittlungsteam von Empathie macht Schule

Titelphoto von Ina Rohde.