13. Februar 2021 | ina rohde

Ein Plädoyer fürs Anfangen

Puh, die erste Etappe des Lockdowns ist geschafft. In vielen Gesprächen mit Kolleginnen zeigt sich, dass die Situation für alle zunehmend weniger erträglich ist. In sehr ehrlichen und auch berührenden Gesprächen taucht immer wieder die Frage auf, wie es weitergehen soll. Viele sind am Rande ihrer Belastungsgrenze. Die äußeren Bedingungen kann niemand ändern. Wie wir diesen Bedingungen begegnen hat dagegen jede/r selbst in der Hand.

Ich habe fest in den Tag integrierte Zeiten, in denen ich in mich hineinspüre und ganz bewusst in den Zustand eines „60 zu 40“ komme, das bedeutet, dass ich 60 Prozent bei mir und 40 Prozent im „Außen“ bin. Dies gelingt mir zum Beispiel, indem ich mich beim Hören eines ruhigen Musikstücks ganz auf meine Atmung konzentriere und andere Eindrücke sowie Gedanken vorbeiziehen lasse. Das hilft mir auch, den schwierigen äußeren Bedingungen gelassener zu begegnen. In der Notbetreuung und den Videokonferenzen nehme ich auch die Schülerinnen und Schüler regelmäßig auf eine kleine „Körperreise“ mit (und es bleibt anschließend Raum für Austausch).

Ich weiß inzwischen, dass ich für andere und vor allem für die Kinder am wertvollsten bin, wenn ich gut auf mich achte, wenn ich trotz allem in mir ruhe und mich nicht in den unendlichen Strudel der Erwartungen und Anforderungen hineinziehen lasse. Ich kann es sogar körperlich spüren, wie wichtig diese Momente für mich sind, in denen ich mich ganz bewusst wahrnehme.

Um in dieser sowieso schon so vollen Zeit etwas „Neues“ zu beginnen, gibt es verschiedene Wege. Du kannst Dir erst einmal eine Übung aussuchen, die dich anspricht – und dir jeden Tag Zeit nehmen, sie durchzuführen. Setzte dich zum Beispiel drei Minuten ganz entspannt hin und beobachte deinen Atem. Oder „reise“ einmal durch deinen ganzen Körper und spüre in ihn hinein. Sei freundlich zu dir, wenn du es vergessen hast – dann ist es so. Dann beginne einfach am nächsten Tag von Neuem.

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Lass am Abend den Tag nochmals Revue passieren. Konntest du dir Zeit für eine Übung nehmen? Wie haben sich dein Körper und deine Atmung nach der kleinen Übung angefühlt? Wie bist du herausfordernden Situationen begegnet? Kannst du eine Veränderung wahrnehmen?

Es dauert mehrere Wochen bis eine Tätigkeit zu einer Gewohnheit wird und zum Leben dazugehört. Daher steht am Beginn: Erst einmal anzufangen.

portrait Ina Rohde

Ina Rohde
Grundschullehrerin und Sonderpädagogin
Vermittlungsteam von Empathie macht Schule

Titelphoto: privat.